Vieles aus der Vergangenheit bis zur Gegenwart

Die Ortsgeschichte von Paldau lässt ein ausgewogenes Bild der Gemeinde entstehen. Beginnend mit der Vor- und Frühgeschichte bis ins heutige Jahrhundert gibt nicht nur diese Seite einen Einblick, sondern auch unser Buch “Die Gemeinde Paldau”, welches im Gemeindeamt erhältlich ist.

Vorgeschichte und römische Kaiserzeit

Die Zeit, aus der wir keine schriftlichen Nachrichten von der Besiedelung durch Menschen, sondern nur durch vereinzelten Bodenfunde Kenntnis haben, wird Vor- und Frühgeschichte genannt. Dies bedeutet, dass hier schon vor mehreren tausend Jahren Menschen gewohnt und Ackerbau und Viehzucht betrieben haben. Genauere und umfangreichere Nachrichten haben wir erst aus der Zeit, als das römische Kaiserreich sich gegen Norden ausbreitete.

Die Anwesenheit der Römer im Gebiet der Pfarre Paldau ist durch das Vorhandensein von Grabhügeln auf dem Saazkogel und in anderen Gegenden bezeugt. Ein Sarkophag (Steinsarg) aus einem römerzeitlichen Grabhügel vom Saazkogel, der im vorigen Jahrhundert ausgegraben worden ist, sowie mehrere einzelne Fundobjekte sind im Joanneum im Schloss Eggenberg in Graz ausgestellt.

 

Völkerwanderung und Einwanderung der Slaven

Ab dem Jahre 337 n. Chr. begann der Zerfall des Römischen Reiches. Ausgelöst durch den Einfall der Hunnen im Jahre 375 n. Chr. endete die römische Besatzung. Im 6. Jahrhundert kamen aus dem südöstlichen Raum die Slawen eingewandert. Um sich vom Awarenjoch zu befreien, riefen sie im 8. Jahrhundert den bayrischen Herzog Tassilo um Hilfe an, mit dessen Unterstützung sie sich von der Fremdherrschaft der Awaren freimachen konnten, aber dafür in bayrische Abhängigkeit kamen.

Nach der Vereinigung mit dem fränkischen Reich (800 n. Chr.) wurde das gesamte Gebiet in Marken eingeteilt. Da der gesamte Besitz, die sogenannten Königsgüter, ohne Bearbeitung wertlos war, vergab der Frankenkönig weite Teile davon an hoch adelige Gefolgsleute oder an Kirchenfürste, damit diese die Gebiete bearbeiten und nutzbar machten. So erhielt das Erzbistum Salzburg um 860 n. Chr. das Gut “ad Rapam”, damals das Gebiet der Pfarre Paldau.

 

Mit der Rodung im Raabtal und der Wiederbesiedlung beginnt nun eigentlich erst für Paldau und viele Orte des Raabtales die Geschichte. Kleine romanische, slawische und deutsche Siedlungsreste an entlegenen Stellen der Fluss- und Bachläufe hatten die Vernichtungswelle der Ungarnstürme überlebt. Die Ortsnamen Pöllau (von slaw. Polan = die Ebene, die Talmulde) oder Paldau (von slaw. Plato = Sumpf und althochdeutsch ouwe = Land am Wasser) sind slawischen Ursprungs, während Axbach, Häusla und Puch einen deutschen Ursprung haben. Für die Rodungsarbeiten wurden deutsche Siedler in die Rodungsgebiete gebracht und hier angesiedelt, wobei diese neuen Siedlungen dann auch deutsche Namen erhielten, während in alten Restsiedlungen die bisherigen Namen weiter beibehalten wurden.

Das Jahr der Gründung  von Paldau und der umliegenden Orte ist nicht bekannt, aber es ist sicher, dass Paldau und die Umgebung schon seit 700 Jahren besiedelt ist.

Erster und Zweiter Weltkrieg

Erster Weltkrieg
Viel Leid brachte der Erste Weltkrieg über so mache Familie der Gemeinde Paldau. Ehemänner und Söhne, die in den Krieg ziehen mussten, kamen oft nicht mehr zurück. In der Landwirtschaft fehlten die nötigen Arbeitskräfte, wodurch ein wirtschaftlicher Rückschlag nicht ausblieb. Dazu kam noch Anfang der zwanziger Jahre die Geldentwertung, später in den dreißiger Jahren die große Arbeitslosigkeit.

Zweiter Weltkrieg
Die Winter 1939/40 und 1940/41 waren lang und sehr kalt, es wird von Temperaturen bis minus 28 Grad berichtet, wodurch bald ein Mangel an warmer Bekleidung und an festem Schuhwerk eintrat. Durch die erhöhte Einberufung der wehrfähigen Männer zur Wehrmacht wurden die Arbeitskräfte, besonders in der Landwirtschaft, knapp, ein Umstand, dem man durch Zuweisung von Kriegsgefangenen zur Arbeitsleistung zu begegnen versuchte. Auch die Verknappung der Lebensmittel brachte es mit sich, dass immer häufiger in Stallungen der Bauern eingebrochen und Kleinvieh, ja sogar auch Schweine, gestohlen wurden.

Im März 1945 rückten die russischen Truppen über St. Gotthard, Jennersdorf, Fehring und Feldbach vor. Am Ostersonntag, dem 1. April 1945, gegen 15.30 Uhr trafen die ersten russischen Panzer in Paldau ein. Die meisten Bewohner waren schon vor dem Herannahen der Russen in entlegene Gehöfte geflüchtet und hatten, so weit es möglich war, ihr Hab und Gut in Sicherheit gebracht. Zurückgeblieben war nur der Bürgermeister Johann Groß und noch einige Männer. Auf dem Kirchturm war eine weiße Fahne gehisst worden, um zu zeigen, dass das Dorf kampflos übergeben werden sollte.

Am 26. Mai 1945 wurde der erste Transport deutscher Kriegsgefangener durch Paldau geführt.Mit einer wahren Freude wurden am 27. Juli 1945 die ersten Lastkraftwagen der englischen Armee begrüßt, als sie durch Paldau fuhren und die bisherigen Besatzungssoldaten ablösten. Die Oststeiermark gehörte von diesem Tage an zur englischen Besatzungszone und damit hörten auch die Plünderungen und Requirierungen schlagartig auf. Das gesamte Zusammenleben begann sich von nun an zu normalisieren.

Verleihung des Gemeindewappens

Die Bemühungen zur Beseitigung der Kriegsschäden und die Anerkennung der geleisteten Aufbauarbeiten nach dem Tiefstand bei Beendigung des Krieges wurden durch die Verleihung des Rechts zur Führung eines Gemeindewappens ab 1. Juli 1966 gewürdigt.

Dieses Ortswappen verweist in den verwendeten Tinkturen vor allem auf das Wappen der Probstei zu Seccau, welches (nach Zacharias Bartsch „Wappenbuch“, Graz, 1567) einem von Hermelin über Rot geteilten Schild zeigt, das aus dem 15. Jahrhundert als jenes der Familie des Stifters Adalram von Waldeck überliefert ist. Der schräg rechts gestellte goldene Bischofsstab soll an den aus der Gemeinde Paldau hervorgegangenen Bischof Ulrich von Seckau erinnern.

 

Paldau wird nun Markt und die Gemeindestrukturreform

Mit Wirkung vom 1. November 1988 wurde der Gemeinde Paldau die Bezeichnung “Marktgemeinde” verliehen. Dies beschloss die Steiermärkische Landesregierung in ihrer Sitzung.

 

Im Rahmen der Gemeindestrukturreform in der Steiermark wurde mit 1. Jänner 2015 die ehemalige Gemeinde Perlsdorf, Teile von Oberstorcha und Teile von Kohlberg eingemeindet.

Daten (Stand 2023)
Fläche: 39,1 km²
Seehöhe Gemeindeamt: 311 m
Bevölkerung: 3.136 Personen

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